EDEKA-Markt Deining im Feuchtgebiet?
Kann man sich eigentlich vorstellen, dass in Zeiten des Klimawandels mit zunehmender Erwärmung und Trockenheit, schleichendem Verlust an Artenvielfalt und kaum zu bremsenden CO2 Ausstoß noch Feuchtgebiete ausgebaggert und damit vernichtet werden?
Genau das passiert aber demnächst, wenn der Edeka-Markt in Deining genehmigt wird. Auf einer großen Feuchtwiese am Ortsrand, angrenzend an ein FFH-Gebiet, soll drei Meter tief Torf ausgebaggert und mit ortsfremdem Material wieder verfüllt werden, damit der Markt sicher gegründet werden kann. Wir vom BN sind da fassungslos.
Wir wollen niemandem das Einkaufen madig machen, auch weil die Struktur des hier geplanten Marktes noch am ehesten die Möglichkeit für regionalen Einkauf bietet. Aber muss man ohne Rücksicht auf Verluste bauen? Angeblich wären die Alternativstandorte dem Investor zu teuer gewesen. Wir bezweifeln, ob da ernsthaft über andere Flächen verhandelt wurde. Das Ausbaggern dürfte auch nicht billig werden.
Unverständlich sind auch die Ausgleichsregelungen. Die naturschutzfachliche Stellungnahme baut auf einer dürftigen Datenbasis auf, einer einmaligen Begehung im Spätherbst. Zu dem Zeitpunkt wird man wohl kaum einen richtigen Überblick über die tatsächliche Flora und Fauna der Fläche bekommen. In der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) werden daher weitere Begehungen im Sommer angeregt. Ob diese mittlerweile durchgeführt wurden ist aus den Unterlagen nicht erkennbar. Diese Begehungen sollten speziell auf Schmetterlinge und Heuschrecken abzielen. Damit würde auch die Tatsache gewürdigt, dass hier ein extensiver Grünlandstandort, einer der am stärksten gefährdeten Biotoptypen verschwinden würde. Für den Erhalt der Insektenfauna sind solche Flächen essentiell.
Immerhin wurde die Sumpfschrecke entdeckt und die Gemeine Nachtkerze, als Futterpflanze des gefährdeten Nachtkerzenschwärmers. Erstere steht mittlerweile auf der Vorwarnstufe der Roten Liste. Ihre Lebensräume werden immer weniger. Mittlerweile finden sich mehr als die Hälfte der Heuschreckenarten auf der Rote Liste. Der Landkreis ist hier bayernweit so eine Art Hotspot, weil wegen des Miteinanders von feuchten Talauen und trockenen Hängen ein breites Artenspektrum möglich ist. Das angrenzende FFH-Gebiet mit dem Auwald und die jetzt überplante Feuchtwiese bilden einen verbundenen Lebensraum, der dann unwiederbringlich verloren ist. Die Wiese mag in den letzten Jahren etwas vernachlässigt worden sein. Aber auch als Brache bietet sie mit ihren vertikalen Strukturen einen Lebensraum vor allem für Spinnen. Beide Artengruppen brauchen mehrjährig stabile Verhältnisse in ihrem Lebensraum, damit sie ihren Entwicklungszyklus vollenden können. Darum ist es unverständlich, warum zum Ausgleich dieses Grünlands zwei Waldstücke aufgehübscht werden sollen.
Die Krux in der Ausgleichberechnung liegt darin, dass diese sich nur auf die Grundfläche und eine gewisse Wertigkeit bezieht. Die systemischen Zusammenhänge werden ausgeblendet. Wir verweisen aus diesem Grund auf die letzte Ausgabe von ANLiegen Natur (der Zeitschrift der Bayer. Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege) in der die Ursache des Artenrückgangs auf der Landschaftsebene verortet wird. Die einzelne Maßnahme mag gering erscheinen, in der Summe bleiben immer kleinräumigere und verinselte Lebensräume übrig, die nicht mehr zum Erhalt der Arten ausreichen.
Der BN hat in seiner Stellungnahme den Markt abgelehnt und das, wie gezeigt aus gutem Grund. Dass auch der Wasserhaushalt und die Überschwemmungsgefahr beschönigt wird, sei hier nur noch am Rande erwähnt. Die Genehmigungsbehörde täte gut daran sich näher mit dem Ausgleich zu befassen, wenn sie die Maßnahme denn nicht ablehnen will.