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Ländliches Kernwegenetz überdenken

Zu einer Sonntagswanderung hatten der BUND Naturschutz, Ortsgruppe Mühlhausen und die Bürgerinitiative BLUBB eingeladen. Sie führte von Sulzbürg zur Gänsmühle und sollte aufzeigen, dass das vorgestellte Konzept für ein ländliches Kernwegenetz mit den geplanten Maßnahmen kaum Übereinstimmung zeigt.

Bei der Gänsmühle wurde den etwa 40 Teilnehmern die Problematik bei Kuchen, Tee und Kaffee erläutert. Grundtenor der Organisatoren war, dass der geplante Ausbau weder der Natur, der Erholung oder der Landwirtschaft dienlich wäre.

Dr. Heide Inhetveen als Sprecherin von BLUBB verwies darauf, dass integrierte ländliche Entwicklungskonzepte in Bayern  gleichermaßen die Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturräume der ländlichen Bevölkerung im Blick haben müssen. Sie dürfen sich nicht nur auf landwirtschaftliche Großbetriebe beziehen, sondern müssen sich auch für den Erhalt kleinbäuerlicher, Nebenerwerbs- und Biobetriebe einsetzen. Vor allem aber müssen sie bei ihren Maßnahmen ebenso die in der Natur Erholung suchenden Anwohner und Touristen, Wanderer, Radler, Spaziergänger, usw. im Blick haben. Insbesondere beim Ausbau von Feld- und Flurwegen müssen multiple Nutzungsmöglichkeiten gewährleistet bleiben. Deshalb werden die Bürgerinitiative Landl für Luft, Umwelt und Boden (BLLUB) und der Bund Naturschutz ihre sowohl vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als auch vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) ausdrücklich erwünschte Mitsprache weiterhin intensiv nutzen.

Gabi Bayer, Kreisvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen betonte, dass durch den Ausbau der sogenannten Kernwege der Weg für eine industrielle Landwirtschaft vorbereitet wird. Das Sterben der kleinen bäuerlichen Betriebe wird hingenommen, anstatt diese finanziell zu unterstützen z.B. durch Umstellung auf Ökolandwirtschaft oder Aufbau von Regionalvermarktung. Dafür seien aber die Mittel im ELER-Programm hauptsächlich vorgesehen.

„Die drei von der Gemeinde Mühlhausen vorgesehenen Wege entsprechen nicht der Definition von Kernwegen und ihrem Ausbau“, so Sigi Schindler, BN Mühlhausen und Gemeinderätin. Der Gänsmühlweg führt direkt am Landschaftsschutzgebiet Sulzbürg entlang. Große Bereiche sind breit genug und in gutem Zustand (Abschnitt Kreuzweg von Hofen her; Abschnitt Gänsmühle nach Mühlhausen) Lediglich der steile, ausreichend breite Abschnitt vom Kreuzweg abwärts zur Gänsmühle ist durch Bauschuttablagerungen und vernachlässigte Pflege sanierungsbedürftig. Das Amt für Ländliche Entwicklung hat bestätigt, dass dies nicht notwendig Asphaltierung bedeute, es gebe auch andere Möglichkeiten, z.B. durch hydraulisch gebundene Tragdeckenschichten. Der Weg vom Wappersdorfer Schützenhaus Richtung Döllwang führt fast nur durch Wald und ist bereits zum Teil gepflastert. Hier bestehe überhaupt keine Notwendigkeit der Verbreiterung und Asphaltierung, dies würde sämtlichen Naturschutzrichtlinien widersprechen, zumal auch Wasserschutzgebiete betroffen sind. Beide Wege sind außerdem Bestandteil von ausgewiesenen überregionalen Wanderwegen. Der Ausbau des dritten Weges von Sulzbürg nach Kruppach ist ebenfalls überflüssig, da im Abstand von ca. 300 Metern parallel dazu eine gut ausgebaute Gemeindeverbindungsstraße besteht. Der erforderliche Abstand soll aber laut Richtlinien zwischen einem und zwei Kilometern betragen.

Sigi Schindler zeigte sich als Organisatorin erfreut über die gute Resonanz der Aktion. Die Teilnahme junger Familien belegt, dass eine weitere Versiegelung der Landschaft nicht erwünscht ist und der Natur ein höherer Stellenwert zuerkannt werden soll.

BLLUB und BN setzen sich ein für eine asphaltfreie Sanierung und dauerhafte Pflege des Gänsmühlweges, für die Erhaltung der Flurwege ohne Asphaltierung und Verbreiterung und Einbeziehung in ein lokales und europäisches Wanderwegenetz. Es gilt, die vorhandenen Steuergelder sinnvoll einzusetzen, z.B. zur Förderung von Ökolandwirten und Regionalvermarktung. Bequeme Beförderungswege für Betreiber von Biogasanlagen fallen nicht darunter.