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Über die Bedeutung von Biotopverbund und von Nahrungsnetzen

Wir haben ein Problem: Wir meinen wir sind alleine auf der Welt. Wir meinen die Welt gehört nur uns alleine. Dabei ist alles voller Leben.

Wir haben unsere Schubladen: Nützlinge, Lästlinge, Schädlinge, und meinen, Arten hätten eine Aufgabe in der Natur zu erfüllen. Dabei sind sie einfach nur Teil von Nahrungsnetzen, die eine Lebensgemeinschaft bilden und stabilisieren.

Artenvielfalt braucht eben dies: Vernetzung und stabile Nahrungsnetze. In der früheren Waldweidewirtschaft war die Landschaft durch Triebwege geprägt, auf denen die Hirten eines Dorfes die Nutztiere zu den Weidegründen trieben. Aus den alten Flurkarten sind diese noch zu erkennen. Hier gezeigt am Beispiel der Gemarkung Harenzhofen. Es ist übertragen aus der ersten Landesaufnahme und gemäß der Landnutzung eingefärbt. Braun sind die Ackerflächen, Olivgrün die Weiden, Wiesen und sonstige Grünlandflächen. Es ist deutlich ein Triebweg aus dem Dorf (der weiße Fleck in der Mitte) zum Wald zu erkennen, hier dem Zieger. Über diese Triebwege waren die Wiesen Im Bachtal mit dem Moor an der Schwarzen Laaber und der Waldweide auf den Höhen verbunden. Der Kot der Weidetiere, besonders die großen Kuhfladen sind ein Eldorado für Fliegen und Mücken. Vögel und Fledermäuse suchen hier gerne ihr Futter. Wer die Rinder auf der Weide beobachtet, z.B. beim Gruber am Ollertshof wird dort immer wieder Vogelschwärme sehen, die das Nahrungsangebot nutzen. Ein weiteres Beispiel für Vernetzung ist die Schilflaus, die im Frühjahr auf den Schlehen an den Hängen sitzt und im Laufe des Sommers, wenn die Hänge austrocknen auf das jetzt kräftig wachsen Schilf umsiedelt. Hier bieten sie wieder Nahrung für Marienkäfer und andere Fressfeinde.

Die ursprüngliche Landschaftsstruktur war noch bis weit in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts intakt. Erst die Flurbereinigung löste diesen Verbund auf. Sie schuf zwar zusammenhängende Bewirtschaftungsflächen, zerstörte und zerstückelte aber die anderen Flächen. Damit wurde auch der Austausch von Arten unterbunden, Nahrungsnetze wurden aufgerissen. Dass sich vernetzte Lebensräume positiv auf die Arten auswirken, zeigen die Untersuchungen von J.Milbradt auf der Uhuwiese. Diese hat über eine Streuobstwiese Anschluß an die Trockenrasen des Windbergs und ist von Wald umgeben. Bei seinen Beobachtungen zählte er insgesamt mehr als 150 Pflanzenarten (s. dazu den entsprechenden Eintrag auf unserer Homepage). Diese sind die Grundlage für Nahrungsnetze als Voraussetzung für die Artenvielfalt.

Die Uhuwiese wurde vor vielen Jahren vom BN gekauft und seitdem als extensive Wiese erhalten. Interessant wäre in diesem Zusammenhang auch einmal eine Untersuchung zu den Kleintieren auf der Fläche. Erst dann wäre die Kenntnis des Lebensraums einigermaßen vollständig.